
Bedarfserhebung: Ja! Nein! Vielleicht?
Das hehre Ziel
Als Inno-Tools-Projekt standen wir vor der Frage, welche Tools oder besser gesagt welche Kategorien von Tools wir recherchieren und testen sollten. Unser Ziel ist es allem voran, den Lehrenden der niedersächsischen Hochschulen eine funktionsreiche, leicht händel- und überschaubare Toollandschaft bereitzustellen. Ich selbst war innerhalb unseres Projektes wohl eine der glühendsten Verfechterinnen einer ausgiebigen Bedarfsanalyse der Lehrendenschaft. Auf welcher Grundlage sollten wir sonst arbeiten? Was läge in unserer Situation näher als die Lehrenden direkt zu ihren Erwartungen und Bedarfen zu befragen?
Wie so oft im Leben stellte sich schnell heraus, dass die naheliegende Antwort nicht unbedingt die realistischste ist.
Die Realität
Eine Bedarfsermittlung in Form einer Umfrage mit geschlossenen oder halboffenen Fragen wurde vom Team vergleichsweise schnell verworfen. Auf Grund der Erfahrungen von Vorgängerprojekten erwarteten wir in diesem Fall keine hohen Teilnahmequoten. Die Ergebnisse wären ungenau, da sich oft nur Anhänger:innen der Extreme an solchen Umfragen beteiligen. Darüber hinaus stießen wir auf ein philosophisches Problem: Woher sollte jemand wissen, was er oder sie nicht weiß? Fehlende Tool(kategorien) zu benennen oder ihre Wichtigkeit zu bewerten setzt voraus, dass mögliche Tools und ihre Einsatzszenarien bekannt sind. Dieses Wissen liegt jedoch in unserer Expertise. Begeisterte Lehrende, die sich aus Überzeugung viel mit Lehr- und Lerntools beschäftigen, verfügen darüber sicherlich ebenfalls. Auf Grund der allgemein hohen Arbeitsbelastung konnten wir dies jedoch nicht als Voraussetzung in der breiten Masse der Lehrenden ansehen. Wir hätten daher also offene Fragen benötigt, um die uns interessierenden Informationen zu erhalten.
Ein Mitarbeiter der TU Braunschweig berichtete von einem entsprechenden Unterfangen an seiner Universität. Es handelte sich um Interviews, die mit Lehrenden geführt wurden. Dabei wurde nicht danach gefragt, was sie brauchten oder wollten, sondern der Ablauf eines typischen Arbeitstages nachverfolgt. Anhand der so entstandenen Transkripte konnten dann Bedarfe abgeleitet werden; etwa, wenn Schwierigkeiten mit einer bestimmten Situation oder einer konkreten Aufgabe beschrieben wurden. Diese Interviews waren sehr aufschlussreich, aber leider auch sehr aufwändig. Was wäre bei einem niedersachsen- und nicht nur hochschulweiten Projekt eine geeignete Gruppengröße der zu Interviewenden? Welche Kriterien sollten bei der Zusammenstellung der Verteilungen in Hinblick auf Größe der Hochschulen, Hochschulen vs. Universitäten, Fachbereich, Erfahrung mit digitalen Lehr- und Lerntools, usw. angelegt werden? Wir diskutierten noch einmal ausgiebig verschiedene Optionen, doch mussten am Ende der Tatsache ins Auge sehen, dass eine solche Bedarfserhebung auf dieser Ebene für sich allein ein mehrjähriges Projekt wäre. Wir brauchten eine pragmatischere Lösung.
Pragmatisch voran!
Für die erste Phase des Projektes nutzen wir nun statt einer eigenen Bedarfserhebung die bestehenden Erkenntnisse aus verschiedenen Quellen. Allen voran sind dies natürlich unsere Vorgängerprojekte sowie die weiteren Projekte der DLHN. Aber auch die durchaus vorhandenen Befragungsergebnisse von Kooperationspartner:innen und die Eindrücke unserer Projektmitarbeiter:innen aus persönlichen Kontakten zu Lehrenden werden uns als Informationsquelle dienen. Darüber hinaus halten wir unsere Kommunikationskanäle für alle Angehörigen der niedersächsischen Hochschulen offen. Fehlt etwas oder scheint die aktuelle Lösung nicht ausreichend? Schreibt uns (Link zur E-Mail)!
Für die Zukunft planen wir, dieses Vorgehen bei Bedarf* anzupassen und ggf. doch noch Erhebungen durchzuführen. Insbesondere bei einer Konzentration auf einen bestimmten Tool-Bereich oder einen Teilaspekt eines Einsatzszenarios wird diese Durchführung für unser Team realistischer. Wie überall werden wir Kurse, die uns nicht weiterbringen, anpassen und so am Ende hoffentlich auf ein für alle ertragreiches Ergebnis blicken können.
*pun intended
Beitragsfoto: User Pexels auf Pixabay








